DIE RÜCKKEHR DER RITTER

(Über die Geschichte der BRISTOL‑Serie)

von Michael Breuer



1.

Winter 1994.

Die großen Kölner Fandom‑Kriege waren entschieden und der PHANTASTIK CLUB CLASSIC NELSON als strahlender Sieger aus der kurzen, wenngleich heftigen Schlacht hervorgegangen.

So konnte man sich nun mit frischem Mut endlich an die Produktion neuer Fanzines wagen. Unter neuer Redaktion erschien alsbald die erste Ausgabe des Club‑Journals VURGUZZ CLASSIC, das ‑ befreit vom Ballast der zahlreichen auf TV‑Serien ausgerichteten Beiträge ‑ nun in neuem Glanz erstrahlte.

Nun war auch die Zeit gekommen für eine Neu‑Formierung der legendären DWARF STORY PRODUCTION, die 1986 von Winfried Brand, Ralf Schuh und Ralf Zimmermann gegründet wurde und der sich wenige Monate später auch der Schreiber dieser Zeilen anschloss. Ralf Schuh galt jedoch bereits seit längerer Zeit als gafia und von Winfried Brand, der in den zurückliegenden Kölner Fandom‑Kriegen zu den erbittertsten Gegnern der PCCN-Recken zählte, war ebenfalls kaum irgendeine Form der Unterstützung zu erwarten.

So waren von der Ur‑Mannschaft also nur noch Ralf Zimmermann und ich übriggeblieben und wir machten uns daran, Verstärkung zu suchen. Wir wurden fündig in der Person von Paunaro Schmitt, der bereits seit einigen Jahren den wöchentlichen Stammtischen des Clubs beiwohnte und auch dem Vorstand angehörte.



2.

Bereits seit längerem war im Gespräch, nun endlich den seit 3 Jahren fertig in der Schublade liegenden Abschlussband der WARLOCK‑Serie zu veröffentlichen, doch erst nun ‑ nach der Reformierung des Clubs ‑ war die Zeit reif dafür. Da seit der regulären Serie schon einige Jahre ins Land gezogen waren, beschloss man, das Fandom zuerst mit einem Story Reader auf den Geschmack zu bringen. Dieser sollte zahlreiche Kurzgeschichten aus dem WARLOCK‑Universum enthalten, die seit Einstellung der Serie geschrieben worden waren.

Während der Planungsarbeiten zum Story Reader kam den Verantwortlichen jedoch der vortreffliche Gedanke, sich an eine Fortsetzung der regulären Serie zu wagen. Zu Dritt wurde erste Ideen und Konzepte ausgearbeitet und schon bald zeichnete sich ab, dass es mit der Fortführung WARLOCKS tatsächlich ernst wurde.

Das jüngste Kind der DWARF STORY PRODUCTION nannte sich allerdings nicht mehr WARLOCK, sondern BRISTOL ‑ THE DEMONDESTROYER, dies unter anderem um sich von den Episoden aus der Zeit vor der Club‑Spaltung abzugrenzen, zum anderen, weil sich doch einiges bei der Fortführung ändern würde.

So wurde im Konzept festgelegt, die Serie ein paar Jahre in der Zukunft, genauer im Jahr 2001, anzusiedeln. Um die mit dem zurückliegenden SCHATTENWELT‑Zyklus aufgekommene Gigantomanie ein wenig einzudämmen, sollte James C. Bristol direkt zu Beginn der Serie der Ring der Elenore entzogen werden und er selbst fortan etwas irdischere Abenteuer erleben.

Dies sollte freilich ein frommer Wunsch bleiben.

Während ich im Dezember 1994 die Rohfassung der ersten Ausgabe von BRISTOL mit dem Titel DAS SIEGEL DER RITTER schrieb, erkannten wir das Potential der Story und konzipierten einen Kurz-Zyklus mit dem Arbeitstitel DIE NEUEN FÜRSTEN, der bereits zahlreiche Elemente von dem enthielt, was später tatsächlich in der Serie zu finden war.

Im Januar 1995 wurde die bereits fertige Story dann noch einmal entsprechend überarbeitet und der ebenfalls bereits fast fertiggestellte Story Reader um eine Geschichte erweitert, die handlungstechnisch direkt in die Ereignisse des ersten BRISTOL‑Heftes münden sollte.

Als der Reader dann im April des Jahres 1995 endlich erschien, stand das Zyklus-Konzept endgültig. Ich selbst arbeitete an meinen beiden nächsten Episoden, Ralf Zimmermann schrieb ebenfalls fleißig und hatte gerade still und heimlich Arman von Lemuria zurück in die Serie geschmuggelt, als sich herausstellte, das Stefan Eischet, der über akuten Zeitmangel klagte und für BRISTOL 3 eingeplant war, seine Episode wohl nicht rechtzeitig fertigschreiben können würde.

Da zu jener Zeit gerade Dirk de Lange ‑ ansonsten eher bekannt für seine Zeichnungen ‑ mit der Bitte an uns herantrat, doch auch einmal eine BRISTOL-Episode schreiben zu dürfen, willigten wir schließlich ein, änderten die Veröffentlichungspläne ein wenig und planten Dirk de Langes Gastautoren‑Beitrag für BRISTOL 2 ein.

Das Ergebnis mit dem programmatischen Titel FROM BEYOND war freilich dergestalt, dass die vorgelegte Story auf keinen Fall Eingang in den offiziellen Kanon der Serie finden konnte. Nichtsdestotrotz wurde der Band in Ermangelung einer Alternative nach vielen Diskussionen und heftigsten Überarbeitungen doch noch veröffentlicht.

Mittlerweile waren abermals einige Monate ins Land gezogen und im Februar 1996 erschien endlich WARLOCK 14 ‑BRISTOLS HÖLLENFAHRT, diesmal mit einer verbindlichen Ankündigung der BRISTOL‑Serie und einer Titelliste der ersten 4 Bände.



3.

Die DWARF STORY PRODUCTION hielt ihre vollmundigen Versprechen ein und warf nur 3 Monate später BRISTOL 1 ‑ DAS SIEGEL DER RITTER auf den Markt.

Zu diesem Zeitpunkt lagen die Bände bis einschließlich Nr. 4 in den Rohfassungen vor und so widmete man sich bereits der Planung für den Folge‑Zyklus.

Dieser sollte den Titel DIE LIGA DER RITTER tragen. Arbeitstitel wie SCHWERT DER VERGELTUNG, FLUGZIEL HELMSTEDT und RITTER WEINEN NICHT lassen deutlich erkennen, dass man auch für die nächsten Folgen ausreichend Material in der Hinterhand hatte.

So wollte das Exposé‑Team beispielsweise endlich einmal näher auf die Legende eingehen, nach der James C. Bristol dazu ausersehen war, sich selbst auf den Sternenthron der Galaxis zu setzen. Die Gigantomanie hatte uns wieder voll im Griff. Allerdings konnten wir ihr aufgrund des deutlich gesteigerten Umfangs der Storys besser Herr werden, als zu seligen WARLOCK‑Zeiten.

Im August 1996 erschien BRISTOL 2 ‑ FROM BEYOND aus der Feder von Dirk de Lange und brachte so manchen Langzeit‑Leser zum Stirnrunzeln. Bereits im Oktober folgte jedoch Nummer 3 von Ralf Zimmermann und präsentierte James C. Bristol glücklicherweise wieder ganz so, wie man ihn bisher kannte.

Mittlerweile war auch den letzten Gegnern aus den Fandom‑Kriegen großmütig Generalpardon gewährt worden und so durfte der geneigte Leser im März 1997 dem Vorwort von BRISTOL 4 ‑ RÜCKKEHR INS REICH DER SCHATTEN erstaunt entnehmen, dass Winfried Brand für einen Gastautoren‑Band eingeplant war. Dieser Band wurde freilich nie geschrieben.

Mehrere Monate zogen nun ins Land, ohne das eine neue Ausgabe erschien. Hinter den Kulissen machten wir uns derweil ernsthaft unsere Gedanken über den Fortgang der Serie.

Da Stefan Eischet aufgrund seines Studiums nur an den Exposés mitarbeitete, bestand das Team lediglich aus 2 festen Autoren. Ralf Zimmermann hatte mit der Leitung des PCCN und der Betreuung von VURGUZZ CLASSIC jedoch schon genug um die Ohren. Mithin blieb nur ich übrig.

Sah man sich die Liste der Gastautoren an, fand man einen, dessen Werk sich als nicht vereinbar mit der Serie erwiesen hatte. Der andere potentielle Kandidat hatte seine Story erst gar nicht abgeliefert.

In Anbetracht dieser Umstände einen neuen, groß angelegten Zyklus zu starten, wäre blühender Blödsinn gewesen. Eine Lösung musste her ‑ und das schnell.

Obgleich das Manuskript von BRISTOL 6 ‑ DER ERSTE RITTER mittlerweile bereits vorlag, verzögerte sich das Erscheinen von BRISTOL 5 ‑ DAS ERBE DER JAHRTAUSENDE weiter.

Hinter den Kulissen wurde jedoch zu diesem Zeitpunkt nach langem Ringen ein Schlussstrich gezogen. Das auf mindestens 15 Bände angelegte Zyklus‑Konzept wurde auf seine wesentlichen Elemente reduziert und auf 2 Bände gestrafft. Das Haupt‑Augenmerk der Geschichte sollte auf der Sternenthron-Prophezeiung liegen.

Wir hatten uns entschieden ‑ Bristol sollte gehen, aber mit einem ordentlichen Knall.



4.

Im Januar 1998 erschien mit Nr. 5 ‑ DAS ERBE DER JAHRTAUSENDE ‑ die bis dato letzte Ausgabe von BRISTOL.

Im Vorwort verkündeten wir schweren Herzens, dass der Folge‑Zyklus gekippt worden und ein Abschluss‑Zweiteiler an seine Stelle getreten war, der die Serie ein für allemal beenden würde.

Dieser sollte aus den Bänden Nr. 7: DER DUNKLE PFAD und Nr. 8: RAGNAROK bestehen. Wie sich später zeigte, wurde nur ein einziger Band daraus, der allerdings vom Umfang her alle übrigen Ausgaben in den Schatten stellte.

Aufgrund verschiedener vorrangiger Club‑Projekte wie z. B. den ersten Online-Aktivitäten des PCCN kam es bis heute nicht zu einer Publikation der beiden noch ausstehenden BRISTOL‑Ausgaben 6 und 7.

Erst im Jahr 1999 kamen wir wieder dazu, uns näher mit BRISTOL zu beschäftigen.

Zu diesem Zeitpunkt keimten die ersten Ideen für das CD‑Rom‑Projekt in uns.

Diese von uns herausgegebene WARLOCK‑CD soll sowohl die gesamte WARLOCK‑, als auch die BRISTOL‑Serie in Form von HTML‑Dokumenten präsentieren, unterstützt durch umfangreiches Sekundärmaterial und ein Begriffslexikon.

Schnell stellte sich freilich heraus, dass das engagierte Projekt einen immens hohen Zeitaufwand erfordert, da z. B. die komplette WARLOCK‑Serie nicht auf Datenträgern vorlag und erst computertechnisch erfasst werden musste.

Mittlerweile nimmt die CD‑Rom jedoch konkrete Formen an und spätestens auf dieser Silberscheibe wird der geneigte Leser endlich erfahren können, ob es James C. Bristol tatsächlich vergönnt war, auf dem Sternenthron der Galaxis Platz zu nehmen...



© 11/02, Michael Breuer